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Nur ne klitze-kleine Katastrophe.

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399295_4984890188359_1324026080_nVon einem herabstürzenden Container erschlagen. Händchen haltend mit dem Mann, den ich liebe. So ähnlich stelle ich mir den optimalen Tod vor. Ja, ich bin eine echte Romantikerin. Und abergläubisch. Es ist also keine Option, am Weltuntergang alleine zu verrecken. Vor allem, nachdem ich schon am letzten Geburtstag die Einsamkeit auf eine Weise zelebriert habe, die man bei aller Freude an der Selbstoffenbarung nun wirklich nicht in einem öffentlichen Blog festhalten kann. Ich habe dazu gelernt. Das Ende aller Enden will ich mit Menschen verbringen, die mir am Herzen liegen.

Coop hat da so nen super Online-Lieferdienst. Die schleppen dir das Zeugs in deine Wohnung. Perfekt, wenn du eine Party mit vielen Flaschen feiern willst… die Getränke mein ich, nicht die Gäste. Allerdings gibt es erst ein eher renitentes Tool zu überwinden: Ich wähl ein Lieferdatum, er speichert irgendein anderes Datum rein. Jawohl, der Tool – das Kerl muss ein Mann sein. Da musst du aufpassen wie ein Häftlimacher. Letztes Mal waren sie einen Tag zu früh da. Zum Glück war ich in der Nähe, als der Anruf kam. Genervt hab ich mich trotzdem. Wenn die das Zeug wieder mitnehmen, zahlst nämlich du die Unkosten. Und zweifelst an deinem Verstand, weil es nicht nachprüfbar ist, ob du das richtige Datum angetippt hast. Auch wenn du weisst, dass es so ist. Volle Einkaufstaschen vor der Türe stehen lassen ist in einem Wohnblock kein beruhigender Ansatz. Auch dieses Mal will mir das Tool alle mögliche Daten unterjubeln, aber hey, die Katastrophe ist am 21sten, punktum und Schluss. Am Ende hab ich alles akribisch genau kontrolliert. Man lernt schliesslich aus Fehlern.

Ich dümple ein bisserl herum. Hab heute zum jüngsten Gericht frei genommen, wer will schon im Büro von der Flutwelle erfasst werden? Wenn dann der Zalan… äh, Coop-Bote kommt, werd ich erst mal laut schreien und hernach gemütlich die schwarze Bowle mit den Glubschaugen vorbereiten. Ein Blick auf die Uhr; kurz vor Vier. Der vermaledeite Coop ist noch nicht da. Mir schwant Fürchterliches. Vielleicht sollt ich doch mal die Bestätigungsmail konsultieren? Hm. Hab keine bekommen. Ich logge mich ein. Mein Puls steigt allmählich. In drei Stunden stehen die Leute auf der Matte und meine Schränke sind so leer wie die Tüten aus der Denner-Werbung. Nicht mal Dosenbrot hab ich im Haus. Ah, da steht’s: Liefertermin 28. Dezember. Verdammt, da die ersten Reiter der Apokalypse!!!

Mein Hirn ist ein Teilchenbeschleuniger, die Gedanken rasen im Kreis. Was wollt ich… wie kann ich… wo muss ich… Ich rufe Coop an. „Wir können Ihnen die Sachen morgen bringen“. Morgen bin ich tot. Nächster Ansatz, bitte. Der Chef ist ein Problemlöser, haben wir am Führungsseminar gelernt. Und er ist eh eingeladen. Also, wo ist das Telefon?? „Aläääääääää!“. Meine Stimme ist ein paar Oktaven höher. „Der Coop ist nicht gekommen!!! Was mach ich denn jetzt??“. „Jetzt komm erst mal her“, meint eine ruhige Stimme am anderen Ende.

Ich stehe im Büro. Im Pausenraum sitzen Kollegen und Kolleginnen aus Abteilungen, die normalerweise hier nicht anzutreffen sind. Die meisten davon kenne ich kaum. Sie gucken ein bisschen komisch. Ich schau an mir runter. Kurzes, goldenes Kleidchen, tiefer Ausschnitt. Mist. Ich wollt mich für die Afterparty nicht mehr umziehen. Jetzt krieg ich erst mal ein Sektchen. Und dann noch eins. Danach ziehn wir los. Einkaufen. So einfach ist das.

Ach ja: Also von mir aus könnt jede Woche mal Weltuntergang sein. Absurd lustiger Abend mit Leuten, die ich gern hab. Genau so hab ich’s mir vorgestellt, danke. Drück euch alle.