Archiv für den Monat Mai 2012

Fernsehdrama.

Standard

Es gibt Momente im Leben einer Frau, die dulden keinen Aufschub. Einer davon ist, wenn die Sendung „Grey’s Anatomy“ über den Bildschirm flimmert. Dafür legt frau gerne mal das iPad beseite, loggt auf Facebook aus und beendet den kleinen Tratsch per WhatsApp. Erst recht, wenn bei Cablecom mal wieder ein Mammut auf der Leitung ins Internet steht. So sind die Tragödien liebeskranker Ärzte und Ärztinnen frei von jeglicher Ablenkung zu geniessen. Dachte ich.

Ich setze mich also mit Holundersirup und Chips bewaffnet erwartungsfroh vor die Kiste. Nichts passiert. Das Lichtspieltheater bleibt finster. TV hab ich nämlich beim gleichen Anbieter wie Internet – bei der Cablecom. Panik ist angesagt. Ich hechte zum Telefon, bereit, auch den Kundensupport der Cablecom in Alarmstimmung zu versetzen. Kein Freizeichen. Es geht doch nichts über die vorteilhaften Produktepakete der Telekommunikation. Gott sei Dank, bietet die Cablecom keine Mobilabos an. Nachdem ich also Sprachwahl, Schuhgrösse und BMI ins Handy getippt habe, werd ich gefragt, ob ich denn nun Fragen zu Internet (1), Festnetz (2) oder Digital TV (3) hätte. Ich wähle die 123. Der Blechmann am anderen Ende der Leitung teilt mir mit, dass ich meine Filme ab 5. Juni in bester digitaler HD-Qualität empfangen kann. Schön. Im Moment will ich aber einfach nur Blut sehen, und zwar solches aus Ketchup im OP des Seattle Grace (man muss heute aufpassen, was man schreibt, Amokläufern sei Dank). Unverzüglich  – in welcher Qualität ist mir egal! Flugs noch die Postleitzahl, und schon wird mir erneut mitgeteilt, dass ich ab 5. Juni meine Filme in bester digitaler HD-Qualität… ja ja. Noch weitere Fragen? Dann solle ich doch die 1 drücken, ansonsten bitte auflegen. „Ich HABE weitere Fragen!!!“ belle ich ins Telefon, und werde drum halt mal mit dem nächsten freien Mitarbeiter verbunden.

„Haben Sie denn noch ein analoges Signal?“, fragt besagter freier Mitarbeiter, ein sympathisch klingender, junger Mann. „Nehmen Sie doch mal das Antennenkabel aus der Box und und schliessen Sie es am Fernseher an“. Grey’s Anatomy läuft schon seit geraumer Weile, und ich bin allmählich mindestens so mies gelaunt wie all die mürrischen Gesichter jeden Morgen im 2er-Tram. Ich besitze drei Boxen mit Steckern, die ich potenziell in mein TV-Gerät verpflanzen könnte. In der Hektik stolpere ich über das Kabel, während ich es aus der Schiene reisse, werfe einen Blumentopf zu Boden, und halte dann einen Stecker in der Hand, der genau gleich aussieht, wie die Buchse am Gerät. Bei Mensch und Tier mag sowas mit etwas gutem Willen funktionieren, bei Geräten will es aber auch mit Gewalt nicht gelingen, zwei identische Stecker ineinander zu stecken. Das teile ich dem Mann am Telefon mit, der sich hörbar die Haare rauft, und mich fragt, ob mir denn niemand helfen könne, beim fachgerechten Aus- und Ineinanderstecken meines Apparates. Ein Arzt vielleicht? Oder der 96-jährige Herr Salzmann von untendran??

Ein desperate Housewife auf Serienentzug, der Alptraum eines jeden Mannes. Der Cablecom-Guy und ich, wir steuern auf unsere erste Beziehungskrise zu. „Ich kapituliere“, jammere ich in den Hörer. „Wie bitte?“. Der Mann klingt ratlos. Fast tut er mir leid.  „Hier hat es keinen Stecker, der in den Fernseher passt. Nein, hat es nicht. Wirklich. Ich verzichte ganz einfach aufs Fernsehen. Vielleicht löst sich das Problem ja von selbst. Bis dahin habe ich noch jede Menge Bücher“. Rückzug ist angesagt: „Nen schönen Abend“ wünsche ich, wohl wissend, dass ich am nächsten Tag zähneknirschend und reumütig zurückkrebsen werde, sollte der Anschluss bis dahin noch immer nicht funktionieren. So ist das halt, bei technischen und zwischenmenschlichen Dramen.

Heimatland noonemal!

Standard

Jüngst flatterte mir ein Schreiben des Kreisbüros ins Haus. Mein Heimatschein sei nicht mehr gültig, ja vernichtet worden, hiess es, und zwar als Konsequenz meiner Scheidung: Ich möge doch bitte ein neues Exemplar einreichen. Im Falle, dass selbiges nicht vorhanden sei, könne ich gegen Gebühr ein neues anfordern, und zwar in Biel. Nun bin ich Zeit meiner Existenz heimatberechtigt in einem Ort namens Seltisberg im Baselland, den ich zwar noch nie gesehen habe, ich war soweit aber ganz zufrieden damit. Im Zuge meiner Heirat bereicherte sich mein Heimatsportfolio um zwei weitere Heimatorte, von welchen einer eben in Biel liegt.

Nun brauche ich offen gesagt nicht wirklich drei Heimatorte. Schon gar nicht, wenn ich dafür noch Geld ausgeben muss. Nachdem sich in meinem Fundus kein Heimatschein finden liess, konsultierte ich meinen nicht-mehr-Ehemann, ob er denn bei sich noch irgendwo ein Heimatschwein hätte. Ja, richtig gelesen: Ehegatten entwickeln im Verlaufe der Zeit bisweilen merkwürdige Angewohnheiten, und so ist ein Schein bei uns eben ein Schwein. Ein Gutschwein, ein Geldschwein und nun auch ein Heimatschwein. Prompt kam die Meldung: „Also…  Ich habe da mal in dem roten Büchlein nachgeschaut, da drin ist aber nur das Familienschwein und das Trauschwein. Wobei zweiteres schon zu Wurst verarbeitet wurde, unterdessen. Ich habe dann noch ein Heimatschwein von mir gefunden und erinnerte mich dabei, dass ich dieses auch neu bestellen musste. Langsam habe ich eine ganze Farm. Das Schwein nehmen sie dir dann auch gleich wieder ab und behalten es bei sich, für was auch immer. Wahrscheinlich mästen sie es und verzehren es danach.“.

Daraufhin habe ich den netten Herrn vom Kreisbüro kontaktiert, um ihm mitzuteilen, dass ich eigentlich nicht unbedingt drei Heimatorte brauche. Zwar mag man sich nach einer Scheidung per se etwas heimatlos fühlen, die Investition in eine Bürgerortssammlung vermag dies aber kaum zu kompensieren. Ohnehin ist Heimat da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde, das wusste schon Karl Jaspers. In meinem Fall also gewiss nicht auf dem Kreisbüro, aber da wollte ich eh nie hinziehen. Ich könnte mich noch nicht mal entscheiden, ob meine Heimat in Zürich oder in Basel ist. Bei einem Fussballspiel müsste ich zwischendrin sitzen, wo mich die einen wegen meines blau-weissen Schals, die anderen wegen meines Dialekts vermöbeln würden. Darum gehe ich nie. Ausserdem frage ich mich, wie das denn ist, wenn ich nun einen neuen Gefährten heirate, der, sagen wir, im Zillertal und in Wambululu beheimatet ist? Dann habe ich schon 5 Heimate, und vielleicht brauche ich am Ende gar für jede einzelne ein Schwei äh, ein Schein, und die Post flattert mir ins Haus wie seinerzeit die Tauben in der Basler Innenstadt.

Inzwischen habe ich kapituliert. Es bleibe bei den drei Heimatorten, erklärte mir den nette Herr vom Kreisbüro, nachdem er einleitend ausführte: „Nach ihrer Scheidung ändert sich ihr Zivilstand von verheiratet zu geschieden“. Ah ja. Jedenfalls werde ich in Zukunft am Arbeitsplatz öfters wieder früh Feierabend machen. Sollte nämlich jemand auf den Gedanken kommen, ich sei mit dem Geschäft verheiratet, wer weiss wie viele Heimatorte mir das beschert?

Im Einklang mit den Klängen.

Standard

Wusstet ihr, dass ihr bezüglich eurer Sinne, auch wenn ihr von Sinnen seit, einen Präferenzkanal habt? In unserem Kulturkreis ist es häufig der visuelle. Ich für meinen Teil bin ja allen Sinnesfreuden zugewandt, dennoch habe ich jüngst der akustischen Wahrnehmung den Vorzug gegeben.

Nach 15 Jahren freudigen Raver-Daseins, vorzugsweise vor den Boxen – wo man die Musik nicht nur hört, sondern sie tief im Herzen vibrieren spürt (frei nach dem Motto: wer nicht nur hören will, soll auch fühlen) –  schneide ich bei Hörtest noch immer prima ab. Ja, ich höre sogar den Teenbuzz – hab’s grad vorhin ausprobiert. Zwar dachte ich erst, jetzt hör ich ihn nimmer, aber es stellte sich heraus, dass ich bloss vergessen hab, die Boxen einzuschalten.

Trotzdem habe ich meine Tour durch die Welt der Klänge ganz von vorn begonnen: Bei Bobo. Also nicht DJ Bobo, ich bin ja keine Masochistin, sondern Bobo, der Siebenschläfer. Ein Hörspiel für Kinder. Ich habe nämlich mein 2-jähriges Patenkind Leonie gehütet. Wenn ihr jetzt denkt, ich werde den Klangbogen bald weiterspannen zu Schilderungen lautstarken Gebrülls, muss ich euch enttäuschen. Nein, wir hatten mächtig Spass. Getanzt haben wir, zu den Kinderliedern auf Leonie’s CD, und wer auf dem rutschenden Teppich dabei fast die Schraube, pardon, eine Pirouette gemacht hat, das war ich. Ein nicht enden wollendes Sortiment von Rasseln wollte ausprobiert werden, mit grossen und kleinen Glöckchen. Klappernde Bänder, die man sich ans Fussgelenk stecken konnte, schnatternde Frösche und quakende Enten, ein Eldorado an Geräuschkulissen: Erst als ich verständnislose Blicke von Leonie erntete, hab ich damit wieder aufgehört. Nachdem ich dann all die Tierstimmen im sprechenden Bilderbuch nicht nur erkannte, sondern sogar zu imitieren imstande war, wusste ich: Ich bin bereit für den Fortgeschrittenenmodus.

Also haben wir uns ins Toggenburg aufgemacht, um den Klangweg zu beschreiten. Wie gesagt, ein Name verpflichtet. Das erste Geräusch, das wir gehört haben, war das Klingeln der Kasse, als sie uns an der Talstation das Billett für eine Bahn verkauft hat, die nicht fährt. Darauf folgte auf 1400 m.ü.M. das Knirschen des Neuschnees, und wer immer hier singen möchte „Das sind nicht 20 cm“, dem sage ich: Doch, sind es! Vor lauter blendendem Weiss sind wir dann auch vom Weg abgekommen, und spätestens als wir bis über die Knie in der weissen Pracht versanken, hallte das Knirschen unserer Zähne durchs stille Tal: Wir mussten uns eingestehen, dass wir uns verirrt haben und umdrehen sollten. Zurück auf dem Weg kamen die geneigten Geräuschekundler doch noch auf ihre Kosten: Von der Melodiengampfi über Felsentöne bis hin zur Glockenbühne ratterte, knatterte und schepperte es die Tonleiter hinauf und hinunter. Ich daselbst habe die Liebe zum Treibjagdhorn entdeckt und werde mir statt eines E-Bikes vielleicht doch ein Heulvelo erwerben. Nach drei Stunden durch den Schnee stapfen bin ich jetzt aber doch etwas erschöpft – ob mir wohl irgendwer eine Klangmassage spendieren könnte?

Zum Thema Teen-Buzz:
http://de.wikipedia.org/wiki/The_Mosquito

Horrorskop und Taliba äh, Talisman

Standard

Nein, ich habe keine Angst vor schwarzen Katzen. Egal ob sie von links oder von rechts kommen. Eine solche liegt bei mir sogar im Bett – streng genommen handelt es sich um einen schwarzen Panther, und soviel ich weiss, büxt er auch nicht aus, um die Schweizer Wälder unsicher zu machen. Er ist nämlich aus Plüsch und soll mir Glück bringen. Ja, ein bisschen abergläubisch bin ich schon. So würde ich es auch nicht wagen, diesen Talisman wegzuwerfen, der mir ein Schamane in Kenia geschenkt hat. Wer weiss, wenn ich’s täte, geriete ich am Ende vielleicht in einen dieser Maikäfer-Schwärme? Amulette, Rituale, Wahrsager – sie alle verlocken damit, die unvorhersehbaren Wege des Schicksals zu steuern, ein kleines Bisschen wenigstens. So stellte neulich eine Freundin die Frage in den Raum: „Weshalb nur schmerzt die unverblümte Erkenntnis unendlich mehr als die imaginäre Illusion, dass sich alles zum Guten bewenden möge?“ Ich glaube: Weil die Hoffnung zuletzt stirbt und ein Abschied immer schmerzhaft ist – im speziellen, wenn es die Hoffnung ist, von der man sich zu verabschieden hat. Gemeinsam mit rund 3000 Schweizern jährlich den Weg nach Lourdes in Angriff nehmen (die Sendung „Puls“ hat jüngst auf SF1 darüber berichtet) oder Anfang Mai auf dem Blocksberg tanzen, mit dabei ist stets die Hoffnung – und ein gewisser körperlicher Trainingseffekt.

Obschon mich die Sache mit dem Blocksberg reizen würde, habe ich heuer auf ein anderes Pferd gesetzt. Eines mitsamt grossem Wagen: Ja, ich habe die Astrologie konsultiert. Nicht das Tageshoroskop im 20 Minuten und auch nicht jenes, welches jährlich durchs Konterfei von Elisabeth Teissier auf der Titelseite der Schweizer Illustrierten angekündigt wird (ich wundere mich Jahr für Jahr, dass die noch lebt): nein, so ein richtiges, mit Aszendent und Planeten im 1., 2. und 3. Haus – kurzum, eine ganze Überbauung voller Herzenswünsche und Zuversicht. Schon vor einem halben Jahr habe ich mir dieses Bollwerk rosafarbener Zukunftsvisionen (ich bin übrigens Skorpion mit Aszendent Löwe) berechnen lassen. Gratis notabene. Ich bin mir sicher, Mike Shiva würde sagen: „So billig ist die Zukunft eben nicht zu haben“. Den Stichtag jedenfalls habe ich mir rot im Kalender vermerkt, das Sektchen zum Feiern kühl gestellt. Was ist passiert ? Richtig: Nichts. Doch, da war etwas: „Sie neigen in dieser Zeit zu fettreichen Speisen“. Kann ich bestätigen. Ich glaube, man nennt es auch Frustessen, eine typische Reaktion auf nicht eintreffende Horoskope.

Ich brauche also was Neues. Aber was? Ein Skarabäus liegt nicht drin, ihr wisst ja, meine Phobie. Pilgerfahrten würden zumindest dem ungünstigen Einfluss der fettreichen Speisen entgegen wirken, aber wenn ich höre, dass manche auch nach dem zwanzigsten Besuch noch keine nennenswerten Erfolge zu verzeichnen haben, scheint der Return on investment zu gering. Vielleicht sollte ich doch besser ein Huhn köpfen? Dieses könnte ich hinterher mit Zitrone garnieren und zum Essen servieren, eine Win-Win-Situation quasi, also für mich, nicht für das Huhn. Oder doch der erste Zweig, welcher den Hut eines besonderen Menschen streift? Da könnte vielleicht auch noch tolles Kleid dabei rausspringen.

Immerhin, wenn die Glücksbringer nicht glücklich machen, gibt es immer noch eine gute Alternative. Auf Facebook aktiv zu sein, hiess es neulich im 20 Minuten, soll ähnliche Gefühle wie Sex auslösen. Und zwar wegen der Selbstoffenbarung, die man auf diesem Medium betreibt. Die aktiviert das Belohnungszentrum. Ich wette, ein Blog funktioniert ähnlich. Der Gruppensex der Neuzeit. Danke, liebe LeserInnen, für diese geile Erfahrung. Muss das jetzt grad noch schnell auf Facebook posten. Ich hab euch alle lieb.

http://www.kirchenweb.at/kochrezepte/haehnchen/

http://www.puls.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2012/05/07/Gesundheitsthemen/Der-gruene-Zug-in-Richtung-Hoffnung

Eine Wanderung ist wunderföhn.

Standard

Heute gibt’s mal was Praktisches. Nämlich einen Erfahrungsbericht für nicht allzu ehrgeizige Wandervögel:

http://www.wandersite.ch/Tageswanderung/871_Zug.html.

Die Sonne scheint, 27 Grad sind angesagt: Ja, die leichte Wanderung von Sihlbrugg nach Neuägeri scheint genau richtig, die müden Wintergebeine wieder in Schwung zu bringen. Und das, ohne uns allzu sehr zu verausgaben, denn abends steht der Besuch eines Raves auf dem Programm – das bedeutet tanzen bis in die Puppen. Drei Stündchen Wandern im Vorfeld reichen da völlig.

Kaum haben wir keuchend die erste steilere Passage passiert, werden wir munter von einem Esel und seinem Freund, dem Pony begrüsst. Aufgeregt rennen die beiden auf und ab, wie zwei schwanzwedelnde Hunde, jedoch iahend und wiehernd, so als hätte sich seit Ewigkeiten kein Besucher mehr in diese Gegend verirrt. Weiter oben verteilen sich die versprochenen Apfelbäume übers Feld – wir sind etwas zu früh, die Blüten sind eben im Begriff, sich zu öffnen. Der interessierte Apfelfreund wird bestens informiert: Die Bäume sind beschildert, etwa mit „Baselbieter Lederapfel“. Eine Liebhabersorte, heisst es, was ich wohl glaube – der Name verspricht nicht eben zart-saftige Gaumenfreuden, ein gutes Gebiss wird wohl vorausgesetzt. Wer weiss, wie viel Ungemach Schneewittchen erspart geblieben wäre, hätte sie nur in diese Sorte gebissen?

Weiter auf der Route wird bald klar: Tratschende Frauen kriegen mehr Training. Wer nämlich plaudernd die Abzweigung verpasst, geht das Stück dann eben wieder zurück. Den Josefsgütsch mitsamt der 250 Jahre alten Eiche finden wir trotzdem und lassen es uns nicht nehmen, für ein Fotoshooting in den hohlen Baum zu steigen. Wer schon immer wissen wollte, was eine Frau denkt, die in einem Baum steckt: „Iiiks, hat’s hier Spinnen und Käfer??!“. Ich läche unverdrossen in die Kamera. Scheint mir irgendwie ähnlich, wie beim Sex an die Steuererklärung zu denken. Spätestens jetzt, auf diesem frei stehenden Hügel, merken wir auch: Toupet-Träger haben es heute schwer. Wir krallen uns in unser Hab und Gut, damit es nicht vom Föhn davongetragen werde.

Wir verstehen jetzt die Aufregung unserer beiden behuften Freunde. Auf der Strecke ist kaum jemand zu sehen, auch in Hinterburg keine Menschenseele in den gepflegten Vorgärten, trotz des schönen Wetters. Ob die Anwohner tagsüber in ihren Särgen liegen, um nachts ihren Durst nach Blut zu stillen? Apropos Durst, wann kommt hier mal ein Restaurant oder wenigstens ein Brunnen?. „Ehm, moooment, beim Hof Bolzli links“. Welches ist der Hof Bolzli? Jener, der hinter uns liegt? Der da vorne? Wir beschliessen, querfeldein zu wandern. Befremdliche Geruchsemissionen dringen in unsere Nase und der braune Belag legt Zeugnis darüber ab, dass dieses Feld eben erst gedüngt wurde. So werden aus wandernden Hühnern zwei Mistchratzerli.

Nach einem letzten steilen Anstieg zum Gubel liegt das lang ersehnte Restaurant vor uns. Wir ergattern uns einen Platz im Freien, was uns eine tolle Aussicht beschert, aber dazu führt, dass der Käse in meinem Teller nur knapp Franziskas Frisur verfehlt – der Föhnsturm macht auch vor meinem Wurst-Käse-Salat nicht Halt. Nach einem obligaten Zwätschgelutz geht’s in munterem Trab bergab.

Apropos Lederapfel: Ja, genügend Wasser, und was war da noch? Sonnencrème… Ich glaube, jetzt hab ich die Basics wieder präsent – muss mal das Kortison einstreichen, hat mich ganz böse erwischt…