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Geld her, oder ich mach dein Handy kaputt

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Ausnahmsweise wird das Opfer vor der Tat autopsiert.

Ein neues Handy, für viele ein Quell hehrer Freude, ist für mich so wonnig wie ein Pickel auf der Nase. Nach einer kryptischen Logik versteckte Funktionen und – viel schlimmer – mit meinen Fingerkuppen nicht kompatible Tasten. Nur ein Ersatzhandy bereitet noch sinnlosere Mühsal – bin ich damit warm geworden, muss ich es wieder abgeben. Seit einem Monat quäle ich mich mit dem klitzekleinen Tastatürchen meines Ersatzgeräts, scheine Finger zu haben wie ein Gorilla. Nachdem sich meine Freunde allmählich um mich sorgen, weil ich mich nurmehr mit barschen Nachrichten im Telegrammstil zu Wort melde, beschliesse ich, nun doch mal bei dieser kleinen Telekommunikationsfirma an der Limmatstrasse anzurufen. Was machen die so lange mit meinem HTC?? Letzteres hatte seit jeher einen sturen Kopf – Playlisten und neue Songs speicherte es nur bei guter Laune. Als es dann willkürlich meine Mutter zu kontaktieren pflegte, war „gnueg Heu dunde“.„Ihr Handy hat einen Feuchtigkeitsschaden“ erklärt die Stimme am Telefon. „Das wird durch die Garantie nicht gedeckt. Die Reparatur kostet 380.—. Das lohnt sich nicht. Am besten kaufen Sie ein neues. Wir machen Ihnen ein Spezialangebot: Das Samsung Galaxy bekommen Sie für 580.—“. Wie jetzt, Feuchtigkeitsschaden? Ich war damit ja nicht zum Kitesurfen! Es gebe viele mögliche Gründe, klärt man mich auf: Schwitzen im Sommer, Telefonieren im Regen, grosse Temperaturunterschiede, Skifahren im Winter. Ich vermute, am allerschlimmsten ist es, damit zu telefonieren! Man stelle sich vor, nur schon der hohe Feuchtigkeitsgehalt im Atem − was, wenn einer dazu eine feuchte Aussprache hat?! „Ich möchte kein Handy kaufen“, erkläre ich der Telefonistin. „Ja, dann holen Sie ihr defektes Handy wieder ab, kostet 90.— für den Kostenvoranschlag“. Ich protestiere, während sich ein Wortschwall ins andere Ende der Leitung ergiesst. Das sei so üblich, und überhaupt hätte ich halt mal früher kommen sollen. „Wenn Sie die 90.— nicht bezahlen wollen, werden wir ihr Handy kostenfrei entsorgen“. Danke, da hätt ich es lieber mal selber in einen Mixer geworfen und den Film auf Youtube gestellt. Das gibt wenigstens Likes.Ich beschliesse, nicht so schnell klein beizugeben. Auf meinem Reparaturschein steht „Kosten: Fr. 0.00“. Von einem Lösegeld hat niemand etwas erwähnt, auch nicht davon, dass meinem Handy andernfalls die Kehle durchgeschnitten wird. Ich wende mich an die Key Account Managerin, diesmal schriftlich. Wo ich denn in diese Konditionen eingewilligt habe, will ich wissen. „Man akzeptiert beim Kauf des Geräts automatisch die AGB des Händlers“. Wo und was da steht, kann sie mir auch nicht sagen. Fünf Mails später ist die Frau allmählich genervt und hat einen Stundenlohn von wesentlich mehr als 90.— in die Sache investiert. Ob ich denn jetzt einverstanden wäre, dass man mein Handy kostenfrei entsorge. „Selbstverständlich möchte ich mein funktionstüchtiges Handy, das ich Ihrer Verkaufsstelle in gutem Treu und Glauben überlassen habe, nicht verschrotten lassen – das widerstrebt meinem einer übertriebenen Wegwerfgesellschaft kritisch gegenüberstehenden Naturell. Da ich für diese kafkaeske Sache aber auch keine 90.— zahlen will, werden Sie es wohl trotzdem tun – ob das rechtens ist, sei mal dahingestellt.“. Gemäss ihren Anwälten sei das rechtens, schnaubt es per Mail zurück, und ich hätte jetzt noch zwei Tage. Dann wird das gute Stück geschreddert. Und das alles nur, weil es mit meiner Mutter plaudern wollte. Da hätte es mal besser seinen Anwalt angerufen.

Hier wurde der Konsument immerhin vorgewarnt und auf mögliche Kosten aufmerksam gemacht: http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wirtschaft/oesterreich/440950_Handy-hat-Feuchtigkeitsschaden-Eine-faule-Ausrede-der-Anbieter.html

http://www.kassensturz.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2009/06/09/Klartext/Handy-Aerger-Wasserschaden-Garantie-abgelehnt